Die Markennamen ‚Kritische Theorie‘ und ‚Frankfurter Schule‘

Die Ausdrücke ‚Frankfurter Schule‘ und ‚Kritische Theorie‘ werden mehr oder weniger austauschbar verwendet. Beide Ausdrücke bezeichnen einen Schulzusammenhang, der seinen Ursprung in Horkheimers Übernahme der Leitung des Instituts für Sozialforschung haben soll. In einer Kontinuität über über mehrere Generationen hinweg (Horkheimer, Adorno, Habermas, …) soll diese Schule dann bis heute Bestand haben.

Die Identifikation der beiden Ausdrücke führt jedoch zu einer Menge Konfusion und Verworrenheit, und macht es teilweise sehr schwer, über die Sache in ihrer historischen Entwicklung zu sprechen: Insbesondere weil „Frankfurter Schule“ kein wissenschaftlicher, sondern ein wissenschaftspolitischer Begriff ist, eine Marke bzw. ein „Medienname“ (Detlev Claussen)[1], der bewusst ideologisch eingesetzt wird.

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Videostream: „Wird das 21. Jahrhundert das Zeitalter des Faschismus?“

Am 24. Juli 2025 fand auf dem Theoriefestival „Kantine“ zu Faschismus/Antifaschismus eine Podiumsdiskussion zur Zukunftsfrage statt: „Wird das 21. Jahrhundert das Zeitalter des Faschismus?“. Auf dem Podium waren die Amici della Conricerca und ich, wir diskutierten die Fragen der Organisator:innen:

  • Was ist Faschismus?
  • Sind wir derzeit mit einer faschistischen Bewegung konfrontiert?
  • Werden sich die aktuellen Verhältnisse zu einem Faschismus zuspitzen?
  • Was kann man gegen den Aufstieg der radikalen Rechten tun?

Das Podium wurde live gestreamt, der Stream ist auf Youtube verfügbar. Die Kantine ist ein Theoriefestival, das sich dieses Jahr den Themen Faschismus und Antifaschismus widmete.

Hegels „Wer denkt abstrakt?“ und das geistige Tierreich

Hegels „Wer denkt abstrakt?“[1] ist eine ironische Quasi-Abhandlung über die „gute Gesellschaft“ entlang des Bescheidwissens über das abstrakte Denken und die Selbsterhöhung durch dieses Bescheidwissen. Der kleine Aufsatz bildet einen Schlüssel mit anschaulichen Illustrationen für das geistige Tierreich, d.h. für das Kapitel zum geistigen Tierreich aus der Phänomenologie des Geistes.

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Hegel und der Kampf gegen den Antisemitismus

Hegel war von 1816 bis 1818 Professor in Heidelberg. Dort setzten Hegels Schüler in der Heidelberger Allgemeinen Burschenschaft die Aufnahme jüdischer Studenten durch. Es war damals die einzige Burschenschaft in ganz Deutschland, in der Juden Mitglieder werden konnten. Diese Entscheidung war durch Hegels Rechtsphilosophie beeinflusst, in der er explizit für die rechtliche Gleichstellung der Juden eintrat, eine damals bemerkenswerte Positionierung. In seinen Grundlinien der Philosophie des Rechts hält Hegel programmatisch fest: „Der Mensch gilt so, weil er Mensch ist, nicht weil er Jude, Katholik, Protestant, Deutscher, Italiener usf. ist.“ (Dieses Buch erschien erst 1820, allerdings hielt Hegel im Wintersemester 1817/18 in Heidelberg eine Vorlesung über Rechtsphilosophie.)

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Hegel und die Revolution

Vortrag am 19. Juni 2025 19 Uhr im Bildungswerk der Heinrich-Böll-Stiftung in Berlin

Tübingen, 1789: Enthusiastisch feiert der Student Hegel mit seinen Kommilitonen die Französische Revolution als „Morgenröte der Freiheit“. Sie engagieren sich in einer Polit-Gruppe, um in Deutschland „Freiheit und Gleichheit wie bei den Franzosen einzuführen“.

Berlin, 1920er Jahre: Der Freiheitsrausch war verflogen, die finsterste Reaktion hatte sich über Europa herabgesenkt. Einer von Hegels Studenten war wegen politischer Umtriebe im Gefängnis gelandet. Da die Gefängniszellen zur Spree hinausliegen, steigt Hegel auf ein Boot – erst nach um Mitternacht, um den Augen der Obrigkeit zu entgehen – um nach seinem Studenten zu sehen.

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Lukács zur Stellung der Ökonomie bei Hegel

Die Ökonomie steht, so der marxistische Philosoph Georg Lukács, im Zentrum der Philosophie Hegels. Für die damalige Zeit, den Anfang des 19. Jahrhunderts, stellen seine ökonomischen Betrachtungen eine insbesondere für einen Deutschen „außerordentliche Höhe der Einsicht in die Bewegung des Kapitalismus“ dar. Trotzdem und zugleich präsentiert Hegel die Ökonomie nur in einer untergeordneten Rolle, stets nur eingehegt in den Staat und nicht als das weitumspannende kapitalistische System, als das Marx sie später in seinem Kapital analysiert hatte.

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Horkheimer und Althusser

Max Horkheimer wird heute oft nur mehr über seine Direktorenrolle am Institut für Sozialforschung sowie über die Dialektik der Aufklärung rezipiert, weil er diese mit Adorno zusammen verfasst hatte. Dabei sind seine zahlreichen, aber kaum gelesenen Aufsätze aus den 1930er Jahren in vielerlei Hinsicht von hervorragendem Interesse. Nicht zuletzt nehmen sie die kritische Marx-Interpretationen der 1960er Jahre wie die Louis Althussers vorweg, die heute als Standard gelten.

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Was heißt Kulturrevolution?

Ein Familienfest, ein Konzert oder eine Clubnacht produzieren enorme Energien, man ‚lebt auf‘ und hat danach um etliches mehr Kraft als zuvor. Care-Arbeit ist nicht nur eine Dienstleistung mit den objektiven Effekten von Pflege und Gesundheit, sondern sie schließt ein aktives emotionales und soziales Engagement ein, das durch Wohlfühlen und Erholung Energie produziert.

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