Über eine der Hauptursachen für die aktuelle Krise der Linkspartei wird m. E. überhaupt nicht diskutiert, nämlich die mittlerweile erreichte Apparathaftigkeit und Institutionalisierung der Partei. Dabei ist das Problem eigentlich durch das Schicksal der Grünen mit ihrem „Marsch durch die Institutionen“ wohlbekannt: Dass nämlich durch die Etablierung der Partei eine große Zahl von Stellen entstehen, die eine längerfristige bis dauerhafte Berufsperspektive und ökonomische Sicherung versprechen, und auf die hin Linke ihre Ausbildung, ihre Bedürfnisse, ihr Leben ausrichten. Viele von ihnen werden nicht unbedingt bereit sein, dies aufzugeben, auch wenn sie dies im politischen Leben nicht öffentlich sagen können, weil die Fiktion des „politischen Idealismus“ eben zum Parlamentarismus gehört. Man macht nicht Politik, um Geld zu verdienen, sondern um der Sache willen. Teilweise werden sie es sich auch selbst nicht eingestehen. Sie werden dann keine Politik machen, mit der sie ihre Stelle riskieren.
Autor: emanuel
Was tun gegen die radikale Rechte?
Um dem Rechtsruck Einhalt zu bieten und der drohenden Gefahr einer Faschisierung zu begegnen, genügt es nicht, für Demokratie und Menschenrechte Flagge zu zeigen und die politischen Organisationen der radikalen Rechten (AfD etc.) unter Repression zu stellen.
Sondern man muss an die Ursachen des Rechtsrucks ran: Das aufheben, woraus er entsteht.
Kritische Theorie der extremen Rechten
Soeben ist der Open-Access-Sammelband Kritische Theorie der extremen Rechten. Analysen im Anschluss an Adorno, Horkheimer und Co im transcript Verlag erschienen, herausgegeben von Leo Roepert. Mein Beitrag heißt „Die Gegenwart des faschistischen Subjekts. Autoritarismus – Pseudosozialismus – Eliminatorischer Faschismus“. Darin beziehe die in meinem Buch Die Faschisierung des Subjekts erarbeitete Theorie systematisch auf die Gegenwart der radikalen Rechten (AfD, Björn Höcke, NSU, usw.). Mein Beitrag kann direkt hier im PDF gelesen werden.
Audio-Aufnahme unseres Krahl-Vortrags
Das Audio des Vortrags „Für Hans-Jürgen Krahl“, den Meike Gerber, Julian Volz und ich am 30.10.2023 an der TU Dresden gehalten haben, kann nun auf archive.org nachgehört werden. Der Vortrag basierte auf dem von uns herausgegebenen Sammelband Für Hans-Jürgen Krahl. Beiträge zu seinem antiautoritären Marxismus (Mandelbaum Verlag, 2022).
Hier der Ankündigungstext des Vortrags:
Zur Kritik des linken Faschismusbegriffs
Soeben ist der neue Widerspruch erschienen, darin mein Artikel „Jenseits des Autoritarismus. Zur Kritik des linken Faschismusbegriffs“. Er wendet sich gegen den pauschalen und undifferenzierten Faschismusbegriff der heutigen Linken, der alles „Rechte“ einfach als faschistisch verurteilt.
Historical Materialism London: Presentation on Hans-Jürgen Krahl
At the 20th Annual Historical Materialism Conference in London (9th to 12th November 2023), I will present the paper „Hans-Jürgen Krahl: The practical revolutionary branch of Critical Theory“. My presentation will take place in the Panel „Studies in Critical Theory“ on Sunday, November 12th, 2.45-4.30 pm.
Abstract:
nd-Artikel zum Rechtsruck und der fehlenden Klassenpolitik der Linken
Ich habe einen Artikel für das nd (29.09.2023) geschrieben, in dem ich die derzeit verbreitete Erklärung des Rechtsrucks kritisiere, derzufolge die fehlende Klassenpolitik die Ursache sei.
Ich zeige, wie substanzlos diese Erklärung ist, stelle eine eigene Erklärung dagegen und skizziere einen sozialistischen Antifaschismus, der der radikalen Rechten effektiv etwas entgegensetzen könnte. Der setzt aber nicht auf Klassenpolitik, sondern auf Kulturrevolution in Orientierung an 1917 und 1968 (ohne dabei die Klassenpolitik auszuschließen).
Marcuse und der Poststrukturalismus von Deleuze/Guattari
Kritische Theorie und Poststrukturalismus gelten traditionell als extreme Gegensätze. Betrachtet man jedoch spezifisch die Theorien von Marcuse und von Deleuze/Guattari, so ergibt sich ein ganz anderes Bild. Schon die Einflüsse ähneln einander: Marcuse ebenso wie Deleuze/Guattari (anders als Kritische Theorie bzw. Poststrukturalismus sonst) rezipieren die marxistische Revolutionstheorie, den Surrealismus[2] und den Existenzialismus[3]. Mit dieser Nähe dürfte auch die herausragende Bedeutung Marcuses im französischen 1968 (anders als die der anderen Kritischen Theoretiker) zusammenhängen, sowie die nachfolgende Marcuse-Rezeption des Anti-Ödipus[1]).
Die Auffassung des extremen Gegensatzes rührt hauptsächlich von einer Reduktion der Kritischen Theorie auf den späten Adorno und einer Konstruktion eines „der“ Poststrukturalismus im Singular („French Theory“). Die Kritische Theorie wäre dann von Vernunft, Autonomie des Individuums, Totalitätskritik geprägt, der Poststrukturalismus dagegen von Irrationalismus, Subjektlosigkeit, Fragmentierung. Wenn man dagegen einzelne Autor:innen spezifisch miteinander vergleicht, ergibt sich schnell ein ganz anderes Bild.
Neue Rezension des Krahl-Sammelbands
Peter Nowak hat für das Jahrbuch für marxistische Gesellschaftstheorie eine neue, sehr ausführliche Rezension (6 Seiten) unseres Krahl-Sammelbandes Für Hans-Jürgen Krahl geschrieben, mit dem Titel: „Brauchen wir eine neue Krahl-Lektüre?“. Ob er da wohl auf die „Neue Marx-Lektüre“ anspielt, für die Althussers Für Marx eine Art Grundsteinlegung war? 😉
Hans-Jürgen Krahl in English
In the last years, there was a growing interest in Hans-Jürgen Krahl’s writings in the English-speaking world. Translations of several texts have been made available by now, more will follow: