Gestern waren wir im ehemaligen Konzentrationslager Sachsenhausen und wir haben danach lange über die Funktion oder die „Idee“ der Konzentrationslager (es ist sogar schon schwer, diese Frage richtig zu formulieren) diskutiert.
WeiterlesenAutor: emanuel
Die 70er: Auch keine Hochzeiten der Dialektik
Von heute aus scheint es, dass die 70er und 80er Jahre geradezu Hochzeiten der Dialektik waren, während sie heute fast nur noch mehr ein mythisches Raunen aus früheren Zeiten ist. Wenn man sich die Sache genau ansieht, dann sehen diese Zeiten gar nicht mehr so rosig aus. Wir müssen weder diesen Zeiten nachjammern noch die sogenannte Dialektik dieser Zeit versuchen auszugraben und zu verstehen.
WeiterlesenWilhelm Reich
Wilhelm Reich hat ein eigentümliches Schicksal. Er ist eigentlich unbekannt geworden. Über seine Theorie gibt es Kenntnis fast nur noch aus zweiter Hand, seine Texte werden nicht mehr gelesen, sie sind in Buchform nur ganz schwer zugänglich, es gibt keine Werkausgabe. Wissen über ihn beschränkt sich meistens darauf, dass er „verrückt geworden ist“ und eine esoterische Theorie einer Körperenergie namens Orgon vertreten hat, die mit dem Orgasmus zusammenhängen soll. Genau diesen Reich ergibt auch eine Internet-Recherche.
WeiterlesenDer philosophische Begriff als gesellschaftliches Verhältnis
Sonntag vor einer Woche habe ich nach mühevoller Arbeit endlich meinen Aufsatz zur Philosophiekritik von Marx abgegeben. Nur, um ein paar Tage später zu merken, dass ich einen wesentlichen Punkt nicht erkannt hatte, ihn nicht expliziert hatte und dass dadurch der ganze Aufsatz wahrscheinlich unverständlich wird. (Der Aufsatz wird in wenigen Wochen in dem Sammelband „Auf den Schultern von Marx“ erscheinen.)
WeiterlesenWarum Benjamin heute für uns wichtig ist. Fünf Thesen
Gerade komme ich von einer intensiven Woche voller Inhalt und Diskussionen rund um Walter Benjamin, beim großartigen Kantine-Festival in Chemnitz. Ich habe jetzt im Nachgang fünf Thesen entwickelt, welche Aspekte Benjamins wir mit welchen Fragestellungen aus Perspektive einer zeitgemäßen marxistischen Theorie rezipieren können. Dazu also fünf Thesen, in denen ich teilweise etwas vorläufig versuche, den Zugang zu Benjamin zu umreißen.
WeiterlesenPhilosophie und kritische Gesellschaftstheorie
Philosophie ist nur Selbstbespaßung. Philosophie hilft in der Analyse der Wirklichkeit nicht weiter. Philosophie nützt nichts für emanzipatorische Praxis.
Solche und ähnliche Vorwürfe werden oft gegen die Philosophie erhoben, gerade auch von kritisch denkenden Menschen.
WeiterlesenZur Erklärung der Identitätspolitik
Es gibt heute im politischen Lager von liberal bis radikal links eine eigentümliche Verkehrung der Linien der politischen Kritik-Gebote und -Verbote. Auf der einen Seite stehen die Lohnarbeitenden, also die spezifisch ökonomisch Subalternen. Während die Kritik der Lohnarbeitenden geboten ist, ist die Kritik der Kapitaleigentümer verboten. Auf der anderen Seite stehen die rassistisch, sexistisch oder anderweitig kulturell Subalternen. Während die Kritik der Subalternen verboten ist, ist die Kritik der kulturellen Unterdrückung (Weiße, Männer usw.) geboten.
WeiterlesenSeminar WiSe „Der Geist von 1968 und das Verhältnis von Ökonomie und Kultur“
Im Wintersemester gibt’s am Institut für Kulturwissenschaft der HU ein Seminar von mir, voraussichtlich wieder Mittwoch 10-12 Uhr, leider immer noch online.
Das Thema ist das erste Kapitel meiner Diss. Ich freu mich auf euch! Hier der Ankündigungstext:
WeiterlesenVersuch, den Faschismus von der Krise her zu verstehen
Ich versuche hier, den Faschismusbegriff von der Krise des Kapitalismus her aufzuziehen (dabei Krise und Kapitalismus nicht ökonomistisch-reduktionistisch gedacht). Faschismus wäre so verstanden die Konsequenz aus einer krisenhaften Unmöglichkeit kapitalistischer Reproduktion (nicht ökonomistisch gedacht), in der die Prämissen dieser Reproduktion durch Gewalt aufrechterhalten werden sollen. So lassen sich m. E. dann die Imperative z. B. des totalen Kriegs und der Vernichtung um ihrer selbst willen verstehen.
Viele würden wahrscheinlich sagen, ja klar, das ist ja common sense, dass der Faschismus aus der Krise des Kapitals resultiert. Mir scheint aber eher, dass die spezifische Singularität von Auschwitz in der heutigen Faschismusdiskussion nicht mehr konkret-inhaltlich vorkommt. Andererseits wird in dieser Debatte aber auch die AfD als faschistisch kritisiert, was ich für eine ziemliche Fehleinschätzung halte.
Zudem scheint mir in diesem common sense Krise nicht radikal als möglicher Zusammenbruch gedacht, als finale Krise. Dabei gibt gerade die aktuelle Corona-Krise Anlass, über den Krisenbegriff neu nachzudenken. Tatsächlich gibt es seit langem in der linken Theorie eine unselige Allianz sehr verschiedener Lager (Antideutsche, Regulationstheorie, Strukturalismus, Poststrukturalismus), die mithilfe eines entschärften Krisenbegriffs vor allem die Regenerationsfähigkeit des Kapitalismus hervorhebt.
WeiterlesenZur kulturtheoretischen Betrachtung des Faschismus
Ein Zugang zum Faschismus, der das Problem individualpsychologisch zu fassen versucht, muss scheitern. Faschismus kann zwar nicht „objektiv-materiell“, d. h. als ein bestimmtes polit-ökonomisches Verhältnis gefasst werden (ökonomische Krise, Interessen des Monopolkapitals, racket-Kriminelle am Staatsapparat, Diktatur als Unterdrückung von Elendsrevolten usw.), sondern gerade nur durch die psychologische und ideologische Affirmation der Unterdrückung. Insofern ist der Zugriff des Freudomarxismus auf den Faschismus total richtig, also der These von Wilhelm Reich, Erich Fromm & Co., dass der Faschismus eine psychologische Dynamik darstellt.
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