Ich bin im Lauf des letzten Jahres dazu gekommen, dass man die Begriffe „marxistisch“ und „linksradikal“ irgendwie durch andere ersetzen muss (was natürlich auch eine Bedeutungsänderung bedeutet). Denn wenn man sagt „marxistisch“, dann meinen die falschen Leute, dass man etwas zu ihrem Diskurs beiträgt – namentlich der Marxismus-Leninismus, das Hauptwiderspruchsdenken, Kommunismus als Aufgabe einer Partei; während die richtigen Leuten einen in die falsche Ecke stellen – also die des „offiziellen“ Marxismus.
Vom „Linksradikalen“ muss man sich mein‘ ich distanzieren, weil letztlich nur diese fundamentale Negation oder Opposition zur herrschenden Gesellschaft darinsteckt, während es ja eigentlich um die Arbeit und Emanzipation innerhalb der gegenwärtigen wirklichen Beziehungen und ihren Konflikten und Widersprüchen geht. Der Kommunismus ist die „wirkliche Bewegung“ (Marx). Hinzukommt, dass das Linksradikale aufgrund der fundamentalen Opposition letztlich in den bürgerlichen Kategorien der Konfrontation der politischen Macht denken muss, und nicht von einer gesellschaftlichen Macht von unten aus.
Durch was die Begriffe ersetzen? „Linksradikal“ kann man ersetzen durch „antikapitalistische antiautoritäre Bewegung“. Was natürlich auch eine andere Praxis beinhaltet. „Marxistisch“ muss man je nach Kontext ersetzen, z. B. „gemäß Marx“, Kritik der bürgerlich-kapitalistischen Gesellschaft oder ähnlich.