In the last years, there was a growing interest in Hans-Jürgen Krahl’s writings in the English-speaking world. Translations of several texts have been made available by now, more will follow:
Wilhelm Heitmeyers „Signaturen der Bedrohung“: Eine dialektische Theorie der radikalen Rechten
Wilhelm Heitmeyer legt mit den zwei Bänden der Signaturen der Bedrohung[1] eine umfassende Theorie der gegenwärtigen radikalen Rechten vor. Es handelt sich dabei um eine kritisch-dialektische Theorie, weil sie die verschiedenen Aspekte und Ursachen der radikalen Rechten so miteinander in Beziehung setzt, dass sie anhand der Interdependenzen und Interaktionen dieser Aspekte und Ursachen die radikale Rechte in ihrer komplexen Gesamtheit darzustellen vermag.
Verkürzte Kritiken der radikalen Rechten
In der derzeitigen öffentlichen Debatte über die radikale Rechte stehen sich zwei Diskurse diametral gegenüber, ein Diskurs von linken Antifaschist:innen und ein Diskurs der bürgerlichen Mitte.
Kritik der Erklärung des Rechtsrucks durch fehlende Klassenpolitik
Seit der Übersetzung von Didier Eribons Buch Rückkehr nach Reims (2016) ist in der deutschen Debatte über die radikale Rechten eine extrem problematische Erklärung des Aufstiegs der radikalen Rechten verbreitet, die dessen Ursache in der fehlenden Klassenpolitik der Linken sehen, welche sich nur mehr um Identitätspolitik kümmere. Das wird vor allem von politischen Akteur:innen vertreten, unter anderem vom Wagenknecht-Flügel der Linkspartei, sowie von trotzkistischen, marxistisch-leninistischen und neoleninistischen Gruppen – also insgesamt von „orthodox“ geprägten Strömungen der Linken.[1]
Allianzen von Autoritarismus und Faschismus
Den Erfolg und die Schlagkraft der radikalen Rechten kann man nur adäquat einschätzen, wenn man ihre teilweise sehr distinkten Strömungen in ihren spezifischen Verhältnissen analysiert. Das gilt sowohl für die historische radikale Rechte in den verschiedenen Ländern als auch heutzutage.
Das Gesamtphänomen der radikalen Rechten in ihren Erfolgschancen und der von ihr entwickelten Wucht wird nicht dadurch verständlich, dass man die radikale Rechte als monolithischen Block, etwa als „die Nazis“ und „die Faschos“ begreift, sondern erst durch die spezifischen, unterschiedlichen Formen ihres Zusammenarbeitens und ihrer wechselseitigen Instrumentalisierung.
WeiterlesenVortrags-Stream „Kritische Theorie und Faschismus“ jetzt online
Die Aufnahme meines Vortrags vom 10. März 2022 an der Universität Basel über „Kritische Theorie und Faschismus“ ist jetzt online. Darin habe ich konzentriert die Argumentation meines Buchs Die Faschisierung des Subjekts vorgetragen:
Vielen Dank an Francesca Rüedi und Yanik Freudiger vom Orga-Team der Ringvorlesung zur Kritischen Theorie!
Rezension des Krahl-Bands in der oxi
Peter Klein hat unseren Krahl-Sammelband für die Zeitung oxi (Ausgabe April 2023) rezensiert: „Hans-Jürgen Krahl war sowohl Theoretiker als auch ein Praktiker der Emanzipation, ein Sammelband würdigt ihn“.
Lustigerweise findet der Rezensent unseren Sammelband in vornehmer akademischer Distanz zu Proletariat, Partei und Gewerkschaft, – anders als Krahl, der sich hier ständig engagiert hätte.
In der Bibliothèque nationale de France
Für ein halbes Jahr in Paris, nun wieder in Berlin. Herzlichen Dank an Marc Dahan für dieses schöne Erinnerungsbild geschossen – ich, arbeitend in der BnF, Bibliothèque nationale de France… forschend über Félix Guattari, französischen Hegelianismus, Walter Benjamin (der vor langen Jahrzehnten auch dort in der BnF saß). Es war eine aufregende, intensive, auch stressige (c’est Paris), aber auch schöne, unglaublich erkenntnisreiche Zeit.
Rezension von „Für Hans-Jürgen Krahl“ im express
Peter Nowak hat für den express eine weitere Rezension über unseren Sammelband Für Hans-Jürgen Krahl geschrieben. Es ist ein anderer Text, der aber nach wie vor mit uns das Anliegen teilt, dass Krahl zu den heutigen Debatten einiges beizutragen hätte und in diesem Sinne zu Unrecht in Vergessenheit geraten ist:
Für die offene theoretische Diskussion, für die Krahl stand, war wenig Raum. Auch deshalb geriet der politische Theoretiker Krahl weitgehend in Vergessenheit. Dem wollen die Herausgeber:innen des Sammelbandes mit dem programmatischen Titel »Für Hans-Jürgen Krahl« entgegenwirken.
Peter Nowak
Rezension des Krahl-Buch auf kritisch-lesen.de
Schon am 17.01.2023 ist auf kritisch-lesen.de eine Rezension unseres Sammelbands Für Hans-Jürgen Krahl von Christoph Zeevaert erschienen:
Der Sammelband ist eine gelungene Einführung in Krahls Denken und Handeln, in die Debatten seiner Zeit und die Schwierigkeiten, die damit verbunden waren und bis heute sind.
Christoph Zeevaert